Gerade Tage

In der Traders 09/23 gab es ein Interview mit David Bergstrom, in dem er über Backtests und Handelssysteme sprach. Unter anderem behauptete er, dass es einen erstaunlichen Effekt im S&P500 gäbe, dass nämlich die Performance an geraden Tagen deutlich besser wäre als an ungeraden Tagen. Diese Behauptung wollen wir natürlich nicht einfach so stehen lassen, sondern nachprüfen und schauen, ob dies eventuell sogar handelbar ist.

Ungerade versus gerade Tage im S&P500

Wir schauen uns einmal an, was passiert wäre wenn wir an ungeraden bzw. geraden Tagen jeweils im S&P500 (Future) jeweils zur Eröffnung kaufen und zum Handelsschluß glatt stellen würden.
Das Ergebnis ist in den Bildern 1 und 2 zu sehen.

Ungerade Tage
Gerade Tage
Erstes Ergebnis

Das Ergebnis ist eindeutig. Während an geraden Tagen ein steter Gewinn zu verzeichnen ist, kann die Equity der ungeraden Tage als sehr unruhig und letztendlich Verlust bringend bezeichnet werden.
Der Versuch, an ungeraden Tagen Short zu gehen führte allerdings ebenfalls zu Verlusten und wurde sofort wieder verworfen. Die Frage die bleibt ist daher, ob der Vorteil an den geraden Tagen ausreichend ist, um daraus ein Handelssystem zu bauen, welches unseren Ansprüchen genügt.

Der Trendfilter

Der logisch nächste Schritt ist dann natürlich, einen Filter einzubauen. Wenn die geraden Tage schon einen Vorteil bieten, sollte in einem allgemeinen Aufwärtstrend der Vorteil eigentlich ja noch grösser sein. Es wurden verschiedene Filter getestet und eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass ein Trendfilter – wie etwa ein gleitender Durchschnitt – das beste Ergebnis erzielt. Da der S&P500 ein sehr effizienter Markt ist, hat er eine starke Mean-Reversion-Tendenz. Daher hat sich ein kurzfristiger Gegentrendfilter als sinnvoll erwiesen. Waren die letzten beiden Tage fallend, konnte war der Einstieg klar erfolgversprechender.
Mit diesem einfachen Filter konnte eine Equity erzielt werden, die in Bild 3 zu sehen ist.

Gerade Seiten mit Trendfilter
Der Stopp

Mit Filter sieht die Equity schon recht gut aus, lediglich der Drawdown erscheint noch etwas zu hoch. Daher wird im nächsten Schritt untersucht, wie ein Stop-Loss oder Trailing-Stop das System verändert. Es wurden beide Möglichkeiten untersucht, aber leider kein befriedigendes Ergebnis erzielt. Prozentual kleinere Stopps konnten zwar den Drawdown verringern, haben aber auch sofort die Performance zu sehr negativ beeinflusst. Erst ein Notfallstopp von 10% kann sinnvoll angewendet werden, aber er verändert als Notfallstopp die Performance nicht, da er in über 15 Jahren Datenhistorie niemals erreicht wurde. Somit konnte der Drawdown leider nicht weiter gesenkt werden. Im letzten Bild werden daher nun die Performancewerte aufgezeigt.

Gerade Seiten Performance
Fazit

Es gibt tatsächlich den Effekt, dass gerade Tage im S&P500 besser performen, als ungerade Tage. Das gleiche gilt übrigens in abgeschwächter Form auch im FDAX und wahrscheinlich auch weiteren Indizes, auch wenn dies (bisher) nicht weiter untersucht wurde.
Die Performancewerte sind soweit ok. Wir hatten 163 Trades seit 2008, einen Profitfaktor von 1,77 und eine Trefferquote von 57,7%. Auch der durchschnittliche Erlös von 254€ (bei jeweils einem gehandelten Kontrakt im ES auf ein 100.000€-Konto) wäre durchaus ausreichend. Und nun kommt das „aber“: Der Drawdown von fast 13% ist mir für ein Einzelsystem zu hoch. Natürlich könnte man das Money-Management so einstellen, dass nur kleinere Handelsmengen im Mini-Future oder CFD gehandelt werden. Aber es gibt bessere Systeme, was auch die System-Quality-Number (SQN) nach Van Tharp besagt, die mit 2,2 als ‚durchschnittlich‘ bezeichnet werden muss.

Konsequenz und Ausblick

Das System „Gerade Tage“ erscheint handelbar, auch wenn es bessere Alternativen gibt. Der Effekt ist sehr erstaunlich und eine Erklärung ist sicherlich schwierig zu finden. Dieser Artikel beschreibt allerdings eine einfache, erste Untersuchung und sicherlich besteht die Möglichkeit mit anderen Filtern oder Exits auch in anderen Underlyings zu besseren Ergebnissen zu kommen. Diese Arbeit überlasse ich aber dem geneigten Leser dieser Zeilen.

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Risikohinweis

Die in diesem Artikel veröffentlichten Analysen und Systemtests stellen keine Handlungsempfehlung dar. Sie dienen lediglich zu Informations- und Schulungszwecken und nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die veröffentlichten Analysen Fehler enthalten.
Eine Haftung für eventuelle Verluste, die durch Börsengeschäfte aufgrund unserer Analysen entstehen wird ausgeschlossen.
In den vorgestellten Analysen wird eventuell Bezug auf Finanztermingeschäfte genommen. Hohen Chancen stehen dabei auch hohe Risiken bis zum Totalverlust und eventuell darüber hinaus gegenüber.
Eine individuelle Beratung findet nicht statt, jeder handelt auf eigenes Risiko und eigene Rechnung. Gerade Tage Gerade Tage Gerade Tage Gerade Tage