Engulfing Pattern

Das Engulfing Pattern ist eine Candlestick-Formation, die es in bullischer und bärischer Ausprägung gibt. “Engulfing” heisst übersetzt soviel wie “umfassen” und genau das ist auch die Bedeutung des Patterns. Wird der Körper einer roten Kerze vom Körper einer grünen Nachfolgekerze komplett umschlossen, so nennt man dies ein “Bullish Engulfing Pattern”. Das “Bearish Engulfing Pattern” entsteht, wenn der Körper einer grünen Kerze vom Körper einer nachfolgenden roten Kerze komplett umschlossen wird. Es handelt sich also eindeutig um Umkehrmuster und die beiden Formationen sind oben im Titelbild dargestellt.

Mögliche Handelsregeln

Um aus diesen Engulfing Pattern ein mögliches Handelssystem zu kreieren, habe ich folgende Anfangsregeln aufgestellt:

  • Gehandelt wird im S&P500 Future im Tageschart
  • Entsteht ein bullishes Pattern gehen wir zum Schlußkurs Long in den Markt
  • Entsteht ein bärisches Pattern gehen wir zum Schlußkurs Short in den Markt
  • Als anfänglicher Stopp dient das Tief bzw. Hoch der Patternformation
  • Wir verlassen den Markt, wenn wir Long sind und das Hoch der jeweiligen Vorgängerkerze überschritten wird,
    bzw. wenn wir Short sind und das Tief der jeweiligen Vorgängerkerze unterschritten wird

Das Ergebnis dieses ersten Tests sehen wir nachfolgend:

Engulfing Grundsystem Equity

Equity des Grundsystems

Engulfing Grundsystem Performance

Performance des Grundsystems

Beurteilung und Filter

Das erste Ergebnis des Engulfing Systems ist nicht berauschend, aber zumindest schon einmal profitabel. Auf dieser Basis kann man weiter forschen und somit habe ich als nächstes einen Richtungsfilter eingebaut. Dieser Filter soll verhindern, dass wir zu sehr gegen den Trend handeln und die Performancezahlen verbessern, indem Trades herausgefiltert werden. Dies ist auch gelungen, wenn auch die Drawdowns noch etwas hoch erscheinen:

Equity mit Filter

Die Equity mit Filter

Performance mit Filter

Die Performance mit Filter

Der Stopp

Unser Drawdown ist einfach noch zu hoch und daher sollen andere Stop-Loss probiert werden. Tests haben dann ergeben, dass der Pattern-Stopp – wie wir ihn bisher verwenden – nicht optimal ist. Besser ist es, einen prozentualen Stopp von 5% zu verwenden. Dies ist zwar ein recht weiter Stopp, aber scheinbar wird das für den vorliegenden Ansatz benötigt. Sollte dieses System je in den Echthandel gehen, so ist auf Grund des weiten Stopps genau auf das Money-Management zu achten. Das Ergebnis des Tests mit dem 5%-Stopp ist nachfolgend zu sehen:

SL prozentual

Equity mit prozentualem Stopp

SL prozentual

Performance mit prozentualem Stopp

Take-Profit

Zum Schluß wurde untersucht, ob ein Take-Profit in diesem System eine gute Idee wäre. Und tatsächlich verbessert ein prozentualer Take-Profit von lediglich 1% das System noch einmal, und insbesondere der Drawdown kann um ein Viertel gesenkt werden. Dies ist zwar im Normalfall eher die Aufgabe des Stop-Loss, aber scheinbar wird der schnelle Take-Profit in diesem System sehr oft erreicht, bevor der Kurs gegen uns laufen kann.

Fertige System mit TP

Das fertige System mit Take-Profit

Fertige System mit TP

Das fertige System mit Take-Profit

Verteilung der Performance auf Long- und Short-Trades

Wir haben anscheinend einen recht ansprechenden Ansatz vorliegen, aber gilt dies für Short-Trades in gleicher Weise wie für die Long-Seite?
Gerade im Jahr 2022 haben wir gesehen, wie wichtig es sein kann, auch gute Short-Systeme in den Aktienmärkten und deren Indizes zu haben.
Daher wollen wir uns am Ende dieses Artikel die Longs und Shorts noch einmal getrennt anschauen…

Equity Long only

Equity Long only

Performance Long only

Performance Long only

Equity Short only

Equity Short only

Performance Short only

Performance Short only

Fazit

Aus den Engulfing Pattern lassen sich mit Sicherheit Handelssysteme erarbeiten. In diesem Artikel haben wir uns einen möglichen Ansatz angeschaut, der recht vielversprechend aussieht.
Und auch wenn die Long-Seite performanter ist als die Short-Seite, so haben wir hier auch ein recht gutes Handelssystem für Short-Trades vorliegen. Grundsätzlich ist es immer besser, wenn ein System für beide Handelsrichtungen geeignet ist. Dadurch können wir halt in allen Marktphasen Geld verdienen und müssen nicht warten, bis die Bedingungen wieder passen.
Anzumerken ist bei diesem Handelsansatz noch, dass der Stopp recht weit und der Take-Profit recht eng ist. Für Verfechter der Theorie, das ein Chance-Risiko-Verhältnis von z.B. mindesten 2:1 anzustreben ist, wäre dieser Ansatz nicht geeignet. Es bleibt aber zu entgegnen, dass die Trefferquote von 85% das negative CRV wieder wett macht.

Die “System Quality Numer” (SQN) nach Van Tharp liegt für das Gesamtsystem mit 4,71 im Bereich “sehr gut”.
Long kommen wir auf 5,09 und sind in der Beurteilung im Bereich “ausgezeichnet”, während wir Short auf ein “sehr gut” bei einer SQN von 3,21 kommen.

Risikohinweis

Die in diesem Artikel veröffentlichten Analysen und Systemtests stellen keine Handlungsempfehlung dar. Sie dienen lediglich zu Informations- und Schulungszwecken und nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die veröffentlichten Analysen Fehler enthalten.
Eine Haftung für eventuelle Verluste, die durch Börsengeschäfte aufgrund unserer Analysen entstehen wird ausgeschlossen.
In den vorgestellten Analysen wird eventuell Bezug auf Finanztermingeschäfte genommen. Hohen Chancen stehen dabei auch hohe Risiken bis zum Totalverlust und eventuell darüber hinaus gegenüber.
Eine individuelle Beratung findet nicht statt, jeder handelt auf eigenes Risiko und eigene Rechnung.